Schulabsentismus verhindern, bevor er beginnt: Warum frühes Handeln entscheidend ist

Schulabsentismus beginnt selten abrupt – meist sendet das Kind lange zuvor Signale. Doch wenn niemand hinhört, verfestigt sich Rückzug zu Verweigerung. Wer früh hinsieht und begleitet, kann viel Leid verhindern – und Chancen bewahren.

„Ich kann nicht mehr in die Schule“ – wenn Kinder sich zurückziehen,

Das Team rund um Franziska Ramser zeigt in der Rundschau vom 2. April 2025 eindrücklich, wie stark Schulabsentismus – wenn ein Kind sich über längere Zeit weigert, zur Schule zu gehen – Eltern, Lehrpersonen und Schülerinnen belastet und in Ausnahmesituationen bringt. Die Sorge um das Kind, die Angst vor Versagen und die Ohnmacht, keinen Zugang mehr zu finden, wachsen mit jedem Tag, an dem das Kind fehlt. Was auf den ersten Blick wie ein individuelles Problem aussieht, ist in Wahrheit ein systemisches – mit strukturellen Ursachen und weitreichenden Folgen.

Ist die Situation erst einmal eskaliert, wird der Weg zurück in einen unbelasteten und stabilen Schulalltag lang – oft braucht es dann professionelle psychologische und ärztliche Hilfe, wie die Rundschau ausführlich aufzeigt. Für alle Beteiligten bedeutet das: emotionale Belastung, Koordinationsaufwand mit Fachstellen und nicht selten das Gefühl, permanent an der Belastungsgrenze zu stehen.

Frühzeitig handeln – bevor es zu spät ist

Die allermeisten Fälle von Schulabsentismus wären vermeidbar gewesen – wenn Warnzeichen frühzeitig erkannt und passende Massnahmen rechtzeitig ergriffen worden wären. Die Eskalation verläuft in aller Regel schleichend: Unregelmässige Absenzen, Konzentrationsprobleme, wachsende Überforderung, zunehmende Konflikte mit Lehrpersonen – all das sind Signale, die nicht selten übersehen oder falsch eingeordnet werden.

Je früher reagiert wird, desto höher ist die Chance, das Kind im Schulsystem zu halten – bevor es sich innerlich abkoppelt oder sich das Problem chronifiziert. Entscheidend ist dabei eine wachsame, aber nicht wertende Haltung von Eltern, Lehrpersonen und allen Beteiligten.

Schulabsentismus: Ein Problem mit vielen Gesichtern

In der Schweiz sind laut Studien 5 bis 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler von wiederholtem oder längerem Schulabsentismus betroffen. Die Gründe sind vielfältig: psychische Belastungen, Mobbing, schulische Überforderung, familiäre Spannungen oder emotionale Blockaden. Die Situation eskaliert häufig schleichend – bis eines Tages nichts mehr geht.

Besonders besorgniserregend ist dabei die starke Zunahme des Schulabsentismus in den vergangenen Jahren, wie kürzlich auch in der SRF-Sendung Rundschau eindrücklich vermittelt wurde. Diese Entwicklung hat doppelte Auswirkungen: Sie erschwert nicht nur die Rückführung der betroffenen Kinder, sondern bindet auch Ressourcen in der Schule – Ressourcen, die dann für die Begleitung der übrigen Schülerinnen und Schüler fehlen.

Für Eltern ist die Situation oft unerträglich: Sie sehen, dass ihr Kind leidet, wissen aber nicht, wie sie helfen können. Gleichzeitig wächst der Druck von aussen – von der Schule, vom Umfeld, manchmal auch von sich selbst.

Auch für Lehrpersonen ist es eine enorme Belastung: Sie erleben die Krise hautnah mit, möchten helfen – doch sind meist weder zeitlich noch fachlich ausreichend dafür ausgestattet. Die Anforderungen an Lehrpersonen sind in den letzten Jahren stark gestiegen: Neben dem Unterricht sollen sie auch sozialpädagogisch wirken, administrative Aufgaben erfüllen, auf jedes einzelne Kind individuell eingehen, Klassen führen und Leistung sicherstellen – alles gleichzeitig.

Wie Dagmar Rösler vom Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer auch in der Rundschau betonte, sei das Schulsystem zunehmend überfordert mit den zusätzlichen Aufgaben. Lehrpersonen seien nicht das Problem – sondern ein System, das sie mit dieser Aufgabe alleine lässt.

Was wirklich hilft: Individuelle Begleitung und Vertrauen

Die wirksamste Massnahme zur Prävention von Schulabsentismus ist keine bestimmte Methode oder Institution – sondern eine konstante, vertrauensvolle Begleitung des betroffenen Kindes oder Jugendlichen. Gemeint ist damit eine verlässliche Bezugsperson, die das Kind ernst nimmt, seine Perspektive verstehen will und in kleinen, aber konsequenten Schritten Unterstützung bietet. Diese Begleitung kann sehr unterschiedliche Formen annehmen – entscheidend ist weniger das „Wer“, sondern das „Wie“.

In vielen Fällen gelingt diese Aufgabe den Eltern selbst. Wenn sie über Zeit, emotionale Kapazität und das nötige Wissen verfügen, um mit ihrem Kind strukturiert zu lernen, Gespräche zu führen und bei Problemen ruhig gegenzusteuern, kann dies sehr wirksam sein. Doch nicht jede Familie hat dafür die nötigen Ressourcen – sei es aufgrund von beruflichen Verpflichtungen, fehlender Distanz zum Konflikt oder eigenen Unsicherheiten im Umgang mit Lerninhalten.

Auch Lehrpersonen könnten eine solche Rolle einnehmen – tun dies auch häufig mit grossem Engagement. Doch gerade bei Kindern mit beginnendem Rückzug oder Vertrauensverlust in die Schule sind die Hürden gross, diese Beziehung im Klassenzimmer wieder aufzubauen. Zudem stehen Lehrpersonen oft unter enormem zeitlichen Druck und können einem einzelnen Kind im Rahmen des Regelbetriebs kaum die benötigte individuelle Zuwendung schenken.

An dieser Stelle kann externe Unterstützung hilfreich sein – z. B. durch eine Nachhilfelehrperson. Es geht dabei nicht primär um fachlichen Zusatzunterricht, sondern um die individuelle Begleitung eines jungen Menschen. Die Nachhilfe kann einen Raum bieten, in dem ohne Leistungsdruck gearbeitet wird, wo Fragen erlaubt sind, Frustration aufgefangen wird und gemeinsam Strategien entwickelt werden, um schulische Anforderungen wieder schrittweise zu bewältigen.

Nachhilfe ist also eine von mehreren Möglichkeiten, um diese Begleitung zu ermöglichen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie ist besonders dann sinnvoll, wenn Eltern selbst nicht die zeitlichen oder emotionalen Ressourcen haben, um ihr Kind in der nötigen Regelmässigkeit zu begleiten. Entscheidend ist in jedem Fall, dass das Kind sich gesehen fühlt – und nicht allein gelassen.

Quellen:

  1. SRF Rundschau. (2. April 2025). Wenn Kinder nicht mehr zur Schule gehen – Schulabsentismus in der Schweiz.
    Verfügbar unter: https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:1d9486f7-8f4e-4855-a4dd-8b047453e573&startTime=60
  2. Ricking, H. & Hagen, T. (2016). Schulabsentismus und Schulabbruch: Grundlagen – Diagnostik – Prävention. Kohlhammer Verlag.
    ISBN: 978-3-17-021149-4
    Verfügbar unter: https://shop.kohlhammer.de/schulabsentismus-und-schulabbruch-29366.html
  3. Ricking, H. & Albers, V. (2019). Schulabsentismus: Intervention und Prävention. Springer VS.
    DOI: 10.1007/978-3-658-18585-5
    Verfügbar unter: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-18585-5

Was ein Kind, welches mit Herausforderungen konfrontiert ist, braucht, ist keine zusätzliche Kontrolle – sondern jemanden, der es sieht. Vertrauen, Geduld und Verlässlichkeit sind die Eckpfeiler jeder erfolgreichen Begleitung. Ob diese durch die Eltern selbst, eine Lehrperson oder eine Nachhilfelehrkraft erfolgt, ist zweitrangig – entscheidend ist, dass überhaupt jemand da ist.

Nachhilfe kann in diesem Zusammenhang ein hilfreiches Instrument sein – gerade für Familien, die im Alltag wenig Zeit haben, ihre Kinder eng zu begleiten. Entscheidend ist, dass sie nicht nur auf Leistung, sondern auf Beziehung setzt. Denn genau das ist es, was Kinder und Jugendliche in schwierigen Phasen am meisten brauchen: jemanden, der da ist – ruhig, vertrauensvoll und mit echtem Interesse.

Sie möchten Ihr Kind stärken, bevor es zur Krise kommt? Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch. Wir helfen Ihnen, erste Warnzeichen richtig zu deuten – und finden gemeinsam den besten Weg zur Unterstützung.